Die Weihnachtsgeschichte zum Caturday
(Caturday = Saturday = Samstag)
Der Text heute ist Teil einer längeren Geschichte, die ich vor 15 Jahren für unsere Jungs aufgeschrieben habe. Im nächsten Mai wird unser Kater 17 Jahre alt. Er hat Arthrose, verliert Wasser und vergisst nach dem letzten Bissen, dass er gerade gefressen hat.
Advent,
Advent, der Otto brennt
In
der Adventszeit bauen wir in unserem Wintergarten immer
die große Holzpyramide mit den acht Kerzen auf.
Sie
steht auf einem Kindertisch nahe am Fenster, damit auch die Nachbarn
und Fußgänger sich an dem Lichterschein erfreuen können.
Da
Katzen sehr neugierige Tiere sind, müssen alle Veränderungen in
ihrem Wohnbereich gründlich studiert und inspiziert werden. Otto
und Paulinchen sind da natürlich keine Ausnahme.
Für
unseren Otto war in diesem Jahr alles das erste Mal: Der erste
Sommer, der erste Herbst, der erste Schnee.
Und
dann kam der erste Advent.
Die
ganze Familie saß gemütlich im Wintergarten bei Kaffee und Kuchen.
Am Adventskranz brannte die erste Kerze und die Figuren auf der
Pyramide drehten sich im Kerzenschein. Paulinchen
hatte es sich auf Papas Schoß gemütlich gemacht.
Otto
schlich um den kleinen Tisch herum. Er blinzelte in das flackernde
Licht und versuchte herauszufinden, was das denn sei. Und dann sprang
er auf den Tisch, um dass sich drehende Ding näher zu erkunden.
Daniel
stand auf, um ihn vom Tisch auf den Boden zu setzen.
Aber
Otto war hartnäckig. Er sprang wieder hinauf, Daniel setzte ihn auf
den Boden, er sprang wieder auf den Tisch. Also gaben wir erst einmal
nach.
Wir
passten nur auf, dass er nicht in die Nähe der Kerzen kam.
Doch
als wir einen Augenblick nicht aufpassten, passierte es:
Otto
kam mit seinem Bauch an eine der Kerzen. Er sah aus, als würde er in
Flammen stehen. Und er merkte es nicht einmal. Auch als wir alle vor
Schreck aufschrien, sah er uns nur fragend an.
Papa, inzwischen ohne Paulinchen auf dem Schoß, sprang auf und griff nach ihm.
Papa, inzwischen ohne Paulinchen auf dem Schoß, sprang auf und griff nach ihm.
Nein,
er brannte doch nicht. Es war noch einmal gut gegangen. Sein Fell
hatte ihn vor einer Verletzung geschützt. Nur seine Seite war angekokelt. Es stank nach verbrannten Haaren. Immer noch sah er uns
fragend an. Er verstand nicht, warum wir alle so aufgeregt waren. Es
war doch nichts passiert. Und das bisschen Fell konnte ja wieder
nachwachsen.
Die
Weihnachtszeit brachte uns allerdings weitere Verrücktheiten von
Otto.
Am
Heiligabend klaute er frisch gekochte Kartoffeln, die eigentlich für
das Mittagessen bestimmt waren, und verteilte sie über den
Küchenfußboden.
Und
am ersten Weihnachtsfeiertag versuchte er den Weihnachtsbaum zu
erklettern. Das nahm dieser ihm allerdings übel und kippte einfach
um. Dabei gingen ein paar Kugeln und meine Lieblingsglasglocke zu
Bruch.
Wir
stellten den Baum wieder auf. Und wir banden ihn an der Wand fest.
Nun war der Baum erst richtig interessant. Otto konnte bis zur Spitze
hinaufklettern. Leider vertrug unser Weihnachtsbaum diese
Kletteraktionen nicht besonders gut. Noch ein paar Kugeln zerbrachen
und auch ein paar abgebrochene Zweige konnten wir aufsammeln. Also
musste immer jemand den Baum bewachen oder wir verschlossen die
Zimmertür. Sonst hätte unser Baum wie ein gerupftes Huhn
ausgesehen.
Übrigens
– dieses Jahr sind unsere Kugeln aus unzerbrechlichem Plastik.
Otto
erzählt
Was
passiert hier schon wieder? Wieso steht ein Baum im Wintergarten?
Also meine Menschen sind doch total verrückt geworden.
Und
wieso stehen hier so viele Kisten herum? Muss ich mal hinein sehen.
Eeh, nicht wegscheuchen. Ich will doch nur gucken. Schöne bunte
Bälle, blaue, rote und goldene, schön glänzende Bälle liegen in
den Kisten.
Vielleicht
darf ich damit spielen. Da liegt ein Ball auf dem Boden. Der rollt
aber schön. Hoppala, nun ist er kaputt. Schade. Aua, aua. Was ist
das für ein Zeug? Jetzt habe ich mir meine Pfoten aufgeschnitten.
Und meine Menschen schimpfen mit mir. Das sind gar keine Bälle zum
Spielen. Schade. Und was wollen meine Menschen mit diesen blöden
Dingern? Sie hängen sie an den Baum. Und Lichter sind auch an dem
Baum.
Das
sieht aber hübsch aus. Hier direkt vor meiner Nase hängt eine von
diesen hübschen bunten Kugeln. Und gleich daneben baumelt ein
Männchen aus Holz. Und was ist da oben? Das muss ich doch mal
genauer erkunden. Warum komme ich nicht da dran? Die Kugel funkelt
doch besonders schön. Ich klettere jetzt einfach in den Baum. So wie
ich es im Garten immer mache.
Ist
aber eine wackelige Angelegenheit. Nur noch ein Stückchen. Was
passiert jetzt? Achtung, Baum fällt!!
Scheibenkleister,
das gibt Ärger. Bloß schnell weg. Ich glaube, ich verstecke mich
erst einmal bis das Schlimmste vorbei ist.
Alles
wieder in Ordnung. Der Baum steht wieder. Was machen meine Menschen
jetzt? Toll, sie binden den Baum fest. Jetzt kippt er bestimmt nicht
mehr um, wenn ich daran hochklettere. „Hau ab“ sagt Daniel zu
mir. Du bist aber nicht sehr nett zu mir heute. Nur weil mir die
Kartoffeln so gut geschmeckt haben. Es hat mir doch keiner gesagt,
dass die für den Kartoffelsalat waren. Und die Würstchen habe ich
nicht angerührt, obwohl sie sehr verführerisch gerochen haben.
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